Wer regelmäßig im Internet unterwegs ist, kennt das: Kaum hat man sich auf der Seite eines großen Versandhändlers nach Kalendern informiert, wird auf anderen Portalen Kalenderwerbung eingeblendet. Möglich ist, das, weil Nutzerprofile ausgewertet werden, um dann ganz gezielt die Interessen anzusprechen und im günstigsten Fall Umsatz zu machen. Der Deutsche Datenschutzrat Online-Werbung (DDOW) weiß sehr wohl, dass diese Art der Werbung recht nervig sein kann und will Nutzern künftig die Option einräumen, Daten sammelnde Werbeformen abzuschalten.
Das wichtigere Ziel lautet allerdings: Internet-Nutzer sollen das „Übel“ künftig an der Wurzel packen und gezielt verhindern können, dass ihre Daten für Werbezwecke erfasst werden. Matthias Wahl, der Sprecher des neuen Rates, verspricht sich viel von dieser Maßnahme: „Wir können mit dieser Initiative die Angst vor dem gläsernen Bürger nehmen.“ Zufrieden ist auch Manfred Parteina, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft. Er verweist auf die ohnehin bereits geltende Selbstkontrolle der Werbebranche. Der Verband werde jetzt um die digitale Komponente erweitert, um mehr Transparenz bei nutzungsbasierter Online-Werbung zu schaffen.
Hört sich gut an, ist aus Sicht des Vereins Digitale Gesellschaften aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Vorsitzende, Markus Beckedahl, machte unmissverständlich deutlich: „Die Werbewirtschaft will den Nutzern nicht die Wahl lassen, sondern sie für dumm verkaufen.“ Die Selbstregulierungsinitiative sei schon seit drei Jahren überfällig und zudem äußerst schwach. Er vermutet, dass es ausschließlich darum gehe, die kommenden europäischen Datenschutzregeln zu verwässern. Positiver sieht es die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Anne Ruth Herkes. Sie spricht von einem „richtigen Ansatz“.