Datenschutz ist den Deutschen egal

07.05.2014

Die Empörung über die NSA-Schnüffelei war und ist immer noch groß. Für zusätzlichen Zündstoff und einen medialen Aufschrei sorgte jetzt die Sicherheitslücke namens Heartbleed. Eigentlich Anlass genug, sich Gedanken über den eigenen Datenschutz zu machen. Doch in dieser Hinsicht sind die Deutschen eher träge. Sie sehen keine Veranlassung, etwas an ihrem Verhalten zu ändern. Das geht aus einer GfK-Studie im Auftrag der „Welt am Sonntag“ hervor. Demnach agieren 76,9 Prozent der Bundesbürger wie bisher und haben lediglich 12,2 Prozent sich um mehr Sicherheit bemüht.

Die Zahlen lassen tief blicken. Auf der einen Seite fühlt sich plötzlich jeder überwacht und hat den Eindruck, persönliche Daten werden wie auf einem Schachbrett verschoben. Entsprechend lautstark wird über mangelnden Datenschutz lamentiert. Andererseits hat nur eine Minderheit überhaupt Interesse daran, den privaten Schutzwall aufzustocken. Ist es einfach nur Resignation oder doch eher das mangelnde Bewusstsein für Datenschutz, das zu einem solchen Umfrageergebnis führt?

Beides trifft zu. Johannes Caspar, der Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit in Hamburg, befürchtet: „Es gibt eine unübersehbare Entwicklung hin zur Erosion des Begriffs der Privatsphäre, wie wir ihn von früher kannten.“ Erfreulicherweise wachse aber gerade unter den jüngeren Menschen „die Einsicht, dass Datenschutz auch Grundrechtsschutz ist“. Viele seien allerdings ratlos, wie sie auf die „Bedrohungen“ reagieren sollen. Um dem entgegenzuwirken, spricht sich Johannes Caspar für einfachere Verschlüsselungs-Infrastrukturen aus. Gleichzeitig müsse den Bürgern der Selbstdatenschutz näher gebracht werden.

Firmen sehen den Gefahren übrigens weit wenige blauäugig entgegen als private Nutzer. Das hat einen triftigen Grund: Viele Unternehmen werden regelmäßig von Cyberkriminellen attackiert. Der Callcenter-Betreiber BUW muss sich fast täglich gegen Netz-Angriffe wehren. Diese Erfahrung machen beinahe alle Betriebe, wie die Mittelstandsumfrage der „Welt am Sonntag“ ergab. Sie investieren inzwischen deutlich mehr in die IT-Sicherheit und den Datenschutz. Gefragt sind insbesondere Cloud-Lösungen mit Standort in der Bundesrepublik, damit die Daten nicht im Ausland abgeschöpft werden.